Schwerpunkte

Im Rahmen des Forschungsprojektes MoveMe werden 6 Qualifizierungsarbeiten umgesetzt. Die drei Dissertationsvorhaben untersuchen, dieAkzeptanz von verkehrspolitischen Schlüsselmaßnahmen (Umweltpsychologie), bzw. das Potenzial digitalbasierter Mobilitätsangebote (Verkehrsplanung) in verschiedenen Raumtypen und entwickeln Leitbilder und planerische Steuerungsoptionen (Architektur) für eine räumliche Umsetzung der Verkehrswende in urbanen, suburbanen und ländlichen Räumen einer Region. Zwei Habilitationsprojekte ergänzen weitere Forschungsperspektiven auf die sozio-räumliche Transformation: eine soziologische Habilitation untersucht, wie digitale Mobilitätsinnovationen das sozio-technische Regime transformieren können und welche Governance-Arrangements dazu notwendig sind, eine planungswissenschaftliche Habilitation analysiert räumliche Auswirkungen einer Transformation des Verkehrssektors und planerische Aspekte der Veränderungen der sozio-räumlichen Systeme.


Doktorarbeit_Akzeptanz von verkehrlichen Schlüsselmaßnahmen

Bearbeitung: Viktoria Allert

Forschungsfragen:

  • Welche Faktoren führen zur Akzeptanz verkehrspolitischer Maßnahmen, die den öffentlichen Raum neu aufteilen oder digitalbasierte Mobilitätsangebote fördern?
  • Wie kann man Akzeptanz so messen, dass neben Einstellungen auch die aktive Unterstützung von Maßnahmen als verhaltensbezogene Facette der Akzeptanz miterfasst wird?
  • Wie entsteht kollektives Engagement für eine nachhaltige Verkehrswende?

Methoden:
Die Fragestellungen werden mit Hilfe von Umfragen und experimentellen Methoden in der Region Hannover bearbeitet.

Die Umsetzung verkehrspolitischer Maßnahmen scheitert oftmals an tatsächlichem oder gefürchtetem mangelndem Rückhalt aus der Bevölkerung. So rufen beispielsweise Forderungen nach der Neuaufteilung des öffentlichen Raumes zugunsten von Fahrrädern oder öffentlichem Nahverkehr bei einigen Bürgern Protest hervor, gleichzeitig bilden sich Interessensgemeinschaften, die sich engagiert für diese Veränderungen einsetzen. Es ist demnach wichtig zu verstehen, welche Faktoren die gesellschaftliche Akzeptanz verkehrspolitischer Maßnahmen bedingen. Hierbei geht es explizit nicht nur um die Einstellung jedes Einzelnen, sondern insbesondere darum, wie kollektive Meinungen entstehen und sich in gesellschaftlichem Engagement manifestieren. Wie an der Fridays for Future Bewegung zu beobachten ist, können Kollektive den öffentlichen Diskurs prägen und Druck auf Entscheidungsträger ausüben eine Transformation voran zu bringen. Die Dissertation untersucht deshalb wie gesellschaftliche Akzeptanz von und kollektives Engagement für Veränderungen einer nachhaltigen Verkehrswende entstehen.

 


Doktorarbeit_Potenzialanalyse digitalbasierter Mobilitätsangebote

Bearbeitung: Jan Gödde

Forschungsfragen:

  • Wie lassen sich die raumbezogenen Potentiale der verschiedenen digitalen Mobilitätsangebote messen?
  • Wie können sich diese Angebote auf Erreichbarkeiten insbesondere von bisher weniger gut angebundenen Quartieren im stadtnahen ländlichen Raum auswirken?
  • Für welche Zielgruppen sind die ausgewählten Angebote relevant und welche Gruppen könnten damit in welchen Quartierstypen erreicht werden?

Methoden:

  • Sekundäranalysen
  • GIS-gestützte Raumanalyse
  • Befragungsgestützte Verkehrserhebung

In dem Forschungsvorhaben sollen die verkehrlichen Potenziale und möglichen raumbezogenen Wirkungen von ausgewählten Schlüsselinnovationen digitalisierter Mobilität für die Entwicklung nachhaltiger Mobilitätsstrukturen untersucht werden. Dazu werden auf Basis vorhandener theoretischer Modelle zu Mobilitätsbedürfnissen und Determinanten der Verkehrsmittelwahl verschiedener Bevölkerungsgruppen theoretische Annahmen zum Potenzial dieser Schlüsselinnovationen erarbeitet („On-Demand Ride-Pooling“, Car-, Bike, Scooter-Sharing und Autonome Shuttles). Diese werden anhand verschiedener Raumtypen in einen räumlichen Kontext eingeordnet und in Form einer Potenzialschätzung auf drei ausgewählte Beispielquartiere in der Region Hannover angewendet. Um die Potenziale digitalisierter Mobilitätsangebote nutzen zu können, müssen sowohl die Mobilitätsbedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen als auch die raumstrukturellen Gegebenheiten in verschiedenen Quartierstypen betrachtet werden.

 


Doktorarbeit_Flexibles Quartier. Leitbildentwicklung mit Fokus auf flexible Lebens- und Arbeitsformen

Bearbeitung: Nadezda Krasilnikova

Forschungsfragen:

  • Wie verändert Arbeit 4.0 die räumliche Verbindung von Arbeits- und Wohnort sowie die Ansprüche der Menschen an ihren Wohnumfeld? Inwiefern verändert dies die individuelle Mobilität?
  • Welche Potenziale haben unterschiedliche Raumtypen für die neuen Ansprüche der Menschen?
  • Welche planerischen Konzepte eignen sich dafür?

Methoden:
Mixed-Method-Ansatz der Sozial- und Raumforschung

  • standardisierte Bewohnerbefragung sowie Interviews
  • Analyse der Instrumente der Raumplanung (wie z.B. FNP
  • Kartierung der drei Raumtypen
  • Leitbildanalyse

Flexibilisierung ist in den letzten Jahren zum Standardbegriff für die Beschreibung der gesellschaftlichen Veränderungen geworden. Die Arbeitsbedingungen wandeln sich. So entstehen die Beschäftigungen mit klassischen und flexiblen Arbeitszeiten und -orten. Dies beeinflusst jedoch nicht nur die Arbeitsweise selbst, sondern auch die räumlichen Verbindungen von dem Arbeits- und Wohnort, die Anforderungen der Menschen an ihr Wohnumfeld und ihre alltäglichen Mobilitätsmuster.  Darüber hinaus bieten die bestehenden Raumtypen kontrastierende Lernfelder dafür, wie Organisation von Arbeit, Wohnen und Mobilität umgesetzt werden kann. Funktionsgemischte dichte urbane Räume, welche das Leitbild „Stadt der kurzen Wege“ präsentieren, prägen die Städte demnach ebenso wie die automobilorientierten suburbanen und ländlichen Nachbarschaften, welche „Dezentrale Konzentration“ darstellen. Dieses Promotionsvorhaben steht daher vor der Herausforderung, Veränderungen der Arbeitsweisen und der einhergehenden Mobilitätsmuster in unterschiedlichen Raumtypen zu erkennen, um davon ausgehend Leibilder der Raumplanung neu zu gestalten. Das Ziel dabei ist die Transformation zu nachhaltiger Mobilität zu fördern.  

 


Habilitationsprojekt_ Digitale Mobilität im Raum

Bearbeitung: Dr. des. Lisa Ruhrort

Forschungsfragen:

  • Unter welchen Voraussetzungen können digitale Mobilitätsinnovationen das bestehende automobilzentrierte sozio-technische Regime zu transformieren?
  • Welche Rolle spielen dabei Veränderungen der Mobilitätspraktiken durch Digitalisierung?
  • Welche Governance-Arrangements sind erforderlich, um digitale Mobilitätsinnovationen in unterschiedlichen Raumtypen zu integrieren?

Methoden:
Fallstudien, Diskursanalyse, qualitative Interviews

Ausgehend von theoretischen Ansätzen der Technik- und Innovationssoziologie und insbesondere dem von Geels et al. (2012) im Anschluss an die Science and Technology Studies entwickelten Modell sozio-technischer Transformation untersucht das Habilitationsvorhaben von Lisa Ruhrort die Rolle digitaler Mobilitätsinnovationen für eine Transformation des ‚sozio-technischen Regimes‘ der Mobilität. Dabei werden digitalisierte Mobilitätsinnovationen als Nischen verstanden, die das bestehende Regime herausfordern und Veränderungsdruck auf die etablierten Akteure ausüben. Die Ausgangsthese lautet, dass die Digitalisierung des Mobilitätssystems nur dann zu einer Transformation des Regimes in Richtung Nachhaltigkeit führt, wenn diese Innovationen einerseits an unterschiedliche Raumtypen angepasst werden und andererseits so gesteuert werden, dass sie raumschonende Wirkungen entfalten. Dazu wird untersucht, wie der Governance-Rahmen des Verkehrs angepasst werden muss. Zudem werden im Rahmen einer System- und Akteursanalyse die Konfliktlinien eines Roll-Outs digitalisierter Mobilitätsangebote in unterschiedlichen Raumtypen anhand der Perspektiven der unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteure untersucht, insbesondere der neuen Verkehrsanbieter, der kommunalen Akteure, der Zivilgesellschaft sowie der Nutzer*innen dieser Angebote. Output ist eine techniksoziologisch fundierte Theorie zu den Voraussetzungen für eine Transformation in Richtung nachhaltiger Mobilität unter den Bedingungen der Digitalisierung. Auf dieser Basis werden konkrete Handlungsempfehlungen für die Akteure der Verkehrs- und Raumpolitik abgeleitet, wie sie die gesellschaftliche Dynamik der Digitalisierung besser nutzen können, und welche Steuerungsimpulse für die Erreichung tatsächlicher Nachhaltigkeitseffekte notwendig sind. Zentral ist dabei auch die Frage nach möglichen genderspezifischen Zugängen zu diesen neuen technisch vermittelten Mobilitätsoptionen.

 


Habilitationsprojekt_Spatial Transformation

Bearbeitung: Dr. Meike Levin-Keitel

Forschungsfragen:

  • Welche Rolle spielen die räumliche Verteilung von Innovationen und die sozio-räumliche Ausprägung unterschiedlicher Mobilitätskulturen für eine Transformation hin zu nachhaltiger Mobilität?
  • Wie sehen systemisch-bedingte Transformationsphasen oder -typen in unterschiedlichen Raumkategorien aus und wie können sie beeinflusst werden?

Methoden:
Leitfadengestützte Interviews, Fallstudienanalysen, Modellentwicklung

Räumliche Transformation verknüpft eine raumwissenschaftliche Perspektive mit theoretischen Ansätzen der Transformationsforschung. Aufbauend auf theoretischen Ansätzen wie der Mobilitätskultur und insbesondere räumlichen Aspekten der Transformationstheorien („Geographies of Transition“) wird der theorie-orientierte Transformationsdiskurs um eine räumliche Dimension erweitert. Dies impliziert die Integration von Raumbezügen auch in gängigen Modellen (z.B. Multi-Level-Perspective) und umsetzungsorientierten Ansätzen zu nachhaltiger Mobilität (z.B. durch Differenzierung in unterschiedliche Raumtypen). Zugleich werden Prozesse der räumlichen Transformation zu nachhaltigem Mobilitätsverhalten auf einer breiteren empirischen Basis in Form von internationalen Fallstudien auf ihre systemischen Eigenschaften hin analysiert, um Phasen oder Typen von Transformationsprozessen räumlich und zeitlich zu identifizieren. Ausgangshypothese der Forschungsarbeit ist dabei, dass in Transformationsprozessen die Optimierung des bestehenden Mobilitätsystems gerade in der Raumdimension an Grenzen stößt, und dann ein Systemwechsel erfolgen muss, der auch starke Veränderungen der Raumgestaltung erfordert. Ziel ist es, sogenannte Tipping Points zu identifizieren und theoretisch zu fassen, die zu einem Systemwechsel führen um diese theoretischen Ansatzpunkte für praktische Handlungsstrategien anschlussfähig zu machen.